Die Geschichte des Labskaus: Ein Seemannsgericht mit vielen Gesichtern
In den rauen Zeiten der großen Segelschiffe, als Männer monatelang auf stürmischen Meeren unterwegs waren, entstand eine Mahlzeit, die sowohl sättigend als auch überlebenswichtig war: der Labskaus.
Der englische Autor Ned Ward erwähnte dieses Gericht erstmals 1706, und es ist anzunehmen, dass es speziell für die Bedürfnisse von Seefahrern und Matrosen entwickelt wurde. Pökelfleisch war damals ein fester Bestandteil der Bordverpflegung, doch die lange Zeit auf See und die damit verbundene einseitige Ernährung führten häufig zu Skorbut, einer durch Vitamin-C-Mangel verursachten Krankheit. Die Zähne der Seeleute waren oft geschädigt, sodass festes Essen zur Qual wurde.
Die Lösung: Das Pökelfleisch wurde kleingehackt oder püriert, um es auch für geschwächte Gaumen schmackhaft zu machen. Doch damit nicht genug: Rote Bete und Gurken, die reich an Vitamin C sind, kamen hinzu. Man wusste damals noch nicht, warum diese Gemüsesorten so gesund waren, aber ihre Wirkung gegen Skorbut war unübersehbar. Gleichzeitig halfen sie dabei, minderwertige Lebensmittel zu kaschieren, denn die Qualität der Vorräte verschlechterte sich auf langen Reisen oft beträchtlich.
In der deutschen Literatur tauchte Labskaus erstmals 1878 in einem seemännischen Wörterbuch auf. Dort wurden bereits Kartoffeln als Breizusatz zum Salzfleisch erwähnt. Mit der Zeit übernahmen Landratten das Gericht und passten es ihren Vorlieben an. So wurde das Pökelfleisch durch frisches Rinderhackfleisch ersetzt, und die Zutaten variierten von Region zu Region.
Bis heute gibt es keine einheitliche Rezeptur für Labskaus. Ob Fisch dazugehört, ist umstritten und hängt oft von der jeweiligen Region ab. In Lübeck ist Fisch ein fester Bestandteil, während er in Flensburg und Nordfriesland eher unüblich ist. Auch die ursprüngliche Herkunft des Gerichts ist ungeklärt. Während einige Quellen einen englischen Ursprung vermuten, halten viele eine norddeutsche oder nordeuropäische Herkunft für wahrscheinlicher.
Was jedoch sicher ist: Labskaus ist mehr als nur ein Gericht. Es ist ein Stück maritime Geschichte, ein Zeugnis von Seefahrt und Überleben. Es ist ein Gericht, das sich im Laufe der Zeit verändert hat und doch seinen Kern bewahrt hat: eine einfache, herzhafte Mahlzeit, die Seeleute und Landratten gleichermaßen schätzen.
Buchempfehlungen:
Mythos Labskaus: Eine kulinarische Kulturgeschichte. Mit historischen Abbildungen und vielen Illustrationen von Till Lenecke. Erzählendes Sachbuch (Nordische Esskultur: Gerichte mit Geschichte) von Jens Mecklenburg und Gabriele Haefs, Till Lenecke (Illustrator).
Fisch Kochbuch – Butter bei die Fische!: Norddeutsche Heimatküche. Pannfisch, Labskaus, Krabbenbrötchen & Co. Regionale Rezepte. Porträts. Geschichten von Ralf Niemzig.
Die geheimnisvolle Herkunft des Labskaus
Das Wort "Labskaus" hüllt sich in ein ebenso dichtes Geheimnis wie das Gericht selbst. Niemand weiß so genau, woher es stammt. Es ist, als wäre es wie ein alter, verwitterter Schatz, der irgendwo in den Tiefen der Geschichte vergraben liegt und nur in Fragmenten ans Tageslicht kommt.
Die ersten Spuren, die wir von diesem Wort finden, führen uns ins 19. Jahrhundert. Damals tauchte es plötzlich auf, als wäre es aus dem Nichts aufgetaucht. Und so begannen die Spekulationen.
Die englische Spur: Eine beliebte Theorie besagt, dass das Wort "Labskaus" aus dem Englischen stammt. Genauer gesagt, soll es vom Wort "lobscouse" abgeleitet sein. "Lobscouse" war eine einfache, herzhafte Mahlzeit, die von Seeleuten auf ihren langen Reisen zubereitet wurde. Man könnte sagen, es war das Fast Food des 18. Jahrhunderts. Einige Sprachforscher vermuten, dass sich das Wort "lobscouse" über Umwege und Dialekte zu unserem "Labskaus" entwickelt hat. Vielleicht war es sogar eine Art Beleidigung, eine "Speise für Flegel", wie manche meinen.
Die norddeutsche Spur: Eine andere Theorie führt uns direkt in unsere norddeutsche Heimat. Hier wird vermutet, dass das Wort "Labskaus" aus zwei Teilen zusammengesetzt ist: "Lappen", ein Stück Fleisch, und "Kaus", was so viel wie "Schüssel" bedeutet. Das würde bedeuten, dass Labskaus ursprünglich einfach eine Fleischschüssel war.
Die skandinavische Spur: Auch aus Skandinavien gibt es eine mögliche Erklärung. Dort soll das Wort "Labskaus" etwas wie "leicht zu Kauendes" bedeuten. Das passt ja ganz gut zu dem weichen, breiigen Gericht, das wir heute kennen.
Die baltische Spur: Und schließlich gibt es noch eine Spur, die uns ins Baltikum führt. In Lettland und Litauen gibt es ähnliche Ausdrücke, die so viel bedeuten wie "gute Schüssel". Vielleicht hat das Wort "Labskaus" ja auch baltische Wurzeln.
Ein Rätsel bleibt: Wie man sieht, gibt es viele verschiedene Theorien über die Herkunft des Wortes "Labskaus". Aber welche ist die richtige? Wir werden es wohl nie genau erfahren. Das Geheimnis um den Ursprung dieses Wortes bleibt wohl für immer ein Rätsel.
Eines ist jedoch sicher: Labskaus ist mehr als nur ein Gericht. Es ist ein Stück maritime Geschichte, ein Zeugnis der Seefahrt und ein Symbol für die einfache, herzhafte Küche unserer Region. Und egal, woher das Wort stammt, eines ist klar: Labskaus schmeckt einfach köstlich!